Pfalz Fahne

Was bewegt einen Arzt, für die Pfalz eine Fahne zu schaffen?

Eine schwierige und interessante Frage zugleich.

Nachdem ich nun die ersten Infos in Form des Büchleins Pfälzer Fahnen gefunden hatte, wandte ich mich nach Billigheim an den dortigen Trachtenverein. Über Herrn Dr. Friedrich Heitz wusste man nur, daß er Mitbegründer des Purzelmarktvereins war.
Man verwies mich weiter an Herrn K. Steigner. Der Einstieg in meine Recherchen zur Person des Dr. Heitz war Herr Steigner. Herr Steigner wusste noch von 2 Fahnen Exemplaren aus den Anfängen der Pfalz Fahne. Die eine, wahrscheinlich vom Kunstmaler und Architekten August Croissant, als Entwurf geschaffene, befindet sich im Besitz der Ortsgemeinde Billigheim, die andere ein früher Druck der Fahnenfabrik Albrecht Kaiserslautern, im Privatbesitz eines Billigheimer Bürgers. Ich suchte nun nach diesen Fahnen und fand die handgemalte, prächtige Fahne im Rathaus von Billigheim. Doch wusste ich nichts über deren Entstehung. Zeitzeugen gibt es nach 100 Jahren nicht mehr und auch die älteren Menschen aus Billigheim konnten sich nicht an die Geschehnisse in den Jahren danach erinnern. Selbst in den Archiven der Ortsgemeinde und der Verbandsgemeinde Landau Land wurde ich nicht fündig. Durch eine Fußnote im Buch zur 1300 Jahrfeier von Billigheim erfuhr ich das Herr Dr. Heitz eigentlich ein Landauer war und nun ging es relativ schnell bis ich noch eine Nichte des Dr. Heitz ausfindig machen konnte. Von dieser Dame erfuhr ich so einiges über ihren Onkel Friedrich, den sie noch persönlich kannte.

Als Arzt in Billigheim fuhr er auch über Land und machte Hausbesuche. Dabei fand er des Öfteren Bauersfrauen die ihre alten Trachten umnähten um daraus Kleidung für die Kinder zu nähen, gleichzeitig war aber das älteste Volksfest der Pfalz der Billigheimer Purzelmarkt am sterben. Er überlegte, zusammen mit dem Notar Dr. Gundelwein, wie diesem sterbenden Feste denn zu helfen wäre. Man kam überein den „Verein zu Hebung des Purzelmarktes“ zu gründen, der heutige Purzelmaktverein. Beim Festumzug wurden die alten Pfälzer Trachten wieder gezeigt und fanden großen Anklang bei den Festbesuchern. In den folgenden Jahren erholte sich der kränkelnde Patient und besteht bis zum heutigen Tag.

Angespornt durch die Rettung der alten Traditionen suchte er dem Pfälzer Volk seine Identität zu wahren, auf das sie nicht untergeht in Bayerischen Landen. Doch dies war der Bayerischen Staatsregierung nicht geheuer, man wähnte Separatismus bei den sowieso suspekten Pfälzer Untertanen. Man versuchte die gelben und schwarzen Streifen als keine Farben des Bayerischen Rheinkreises darzustellen. Weiß und Blau vermisste man von Seiten Bayerns, doch Dr. Heitz wollte diese nicht, da sie die Farben Altbayerns sind und keine pfälzischen. Zudem war das alte Wappen der Pfalzgrafschaft, wie in der Züricher Wappenrolle (1335-1345) dargestellt, ja der Goldene Löwe auf Schwarzem Feld und diese Farben sollten die Pfälzischen sein. So kam es zum Fahnenstreit, der auf der Seite Der Fahnenstreit als PDF Dateien nachzulesen ist.

Der in Landau geborene und in der Meerweibchengasse aufgewachsene Herr Dr. Heitz war in jeder Hinsicht ein umtriebiger Mensch. Nach seinem Studium der Medizin, in München und Kiel, diente er als Schiffsarzt ein Jahr auf dem Segelschulschiff „Grosherzogin Elisabeth“ mit dem er hauptsächlich die Westindischen Inseln bereiste. Aus dieser Zeit stammen auch einige Aquarelle und Ölbilder.

(Foto: H. Kuhn, Aquarell von F. Heitz, Martinique 1894)

Danach ließ er sich 1905 in Billigheim nieder wo er bis 1913 eine Arztpraxis betrieb und bis zu 26 Ortschaften versorgte. In dieser Zeit war er Mitbegründer des Purzelmarkt-Vereins, Gründer des örtlichen Pfälzerwald-Vereins und Initiator der Pfälzer Fahne. Er spielte mehrere Instrumente und war Mitglied in einem, äußerst originellen Verein, der "Gesellschaft der Niederländter". In seinem Haus in Billigheim betrieb er ein privates Observatorium und in seinem Hof hielt er allerlei Getier. Von Hühnern, Tauben, Füchsen, Eichhörnchen bis zu einem Storch berichtete mir seine Nichte. 1913 machte er sich mit einem Freund auf nach Konstantinopel. Bei der Rückreise verdingten sie sich bei kriegerischen Auseinandersetzungen als Lazarettärzte in Sofia. Während des ersten Weltkrieges war er Militärarzt bei der bayerischen Armee und diente an verschiedenen Kriegsschauplätzen unter anderem bei der Schlacht an der Somme. Dafür erhielt er den Militärsanitätsorden und wurde in das „Goldene Buch der bayerischen Armee“ eingetragen. Nach dem Krieg wurde er der erste Facharzt für Radiologie in der Südpfalz und betrieb seine Praxis jetzt im Südring in Landau. 1948 verstarb er 72 jährig in seiner Heimatstadt Landau.



(Quelle: Pfälzer Fahnen, Dr. Ottfried Neubecker, Verlag des Pfälzerwald-Vereins)

 

Nachdem verschiedene Fahnenfabrikanten eine nicht unerhebliche Anzahl produziert hatten, wurde die pfälzische Fahne im Jahr 1915 durch das Bayerische Staatsministerium des königl. Hauses und des Äußern verboten.

(Quelle: Pfälzer Fahnen, Dr. Ottfried Neubecker, Verlag des Pfälzerwald-Vereins)